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Der Beitrag von Dipl.-Ing. Almuth Große über „Homogenbereiche“ sorgte für angeregte Diskussionen

11. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb

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Autor: Redaktion

Von kommunalen Auftraggebern über Ingenieurbüros und Rohrvortriebsunternehmen bis zu Hersteller von Vortriebsrohren: Die Veranstaltung bot für alle Berufsgruppe reichlich Diskussionsstoff, insbesondere über aktuelle Entwicklungen im Regelwerk, über Qualitätssicherung bei Rohrvortriebsmaßnahmen und Grundlagen der Vortriebspraxis sowie über Vortriebsprojekte und Verfahren. Die Besucher konnten sich zudem in der begleitenden Ausstellung bei 28 Ausstellern zu verschiedene Fachthemen informieren.
„Das Thema Rohrvortrieb wird oft noch stiefmütterlich behandelt“, sagte Organisator Markus Maletz von TÜV Rheinland. Darin läge, so der Fachmann. auch einer der Gründe, warum die Veranstaltung im Jahr 2005 aus der Taufe gehoben wurde. „Die teils recht emotionalen Diskussionen in diesem Jahr sind ein weiteres Indiz für die Aktualität des Programmes“, ergänzt  Dieter Walter, Organisator seitens Güteschutz Kanalbau.
Die Technik wartet mit einer Reihe von Vorzügen auf, die sich auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit konkret beziffern lassen. Um dieses Potenzial zu heben, ist allerdings solides Fachwissen vonnöten. Maßgeblich für die Qualität der Ergebnisse ist qualifiziertes Arbeiten unter der Einhaltung der geltenden Regeln. Und genau hier setzt die Veranstaltung inhaltlich an: Den praxisbezogenen, informellen Austausch zu fördern ist ein Anliegen, das den Veranstaltern in besonderer Weise am Herzen liegt.
Breitgefächertes Vortragsprogramm
Wie in den Vorjahren bildete ein in vier Themenblöcke gegliedertes Vortragsprogramm das Herzstück des Expertentreffens in Franken. Nach der Begrüßung durch die Moderatoren Dieter Walter, Güteschutz Kanalbau, und Markus Maletz, TÜV Rheinland, ging es im ersten Themenblock um „Regelwerke, Entwicklungen, Berechnungsgrundlagen“.
Unter anderem referierte Almuth Große, GuD Geotechnik und Umwelttechnologie, über „Homogenbereiche statt Boden- und Felsklassen im Teil C der VOB, insbesondere der DIN 18319:2015-08 Rohrvortriebsarbeiten“. In allen Tiefbaunormen der VOB/C mit einem Bezug zum Baugrund wurde die bisher geltende Klassifizierung der Boden- und Felsklassen durch „Homogenbereiche“ abgelöst. Das Thema sorgt in der Branche nach wie vor für Diskussion. Für viele Auftraggeber und Auftragnehmer ist dieses Thema noch Neuland. Die Parteien waren sich jedoch einig, dass ein neues System der Einteilung erforderlich ist. In der Praxis muss sich allerdings zeigen, ob sich daraus tatsächlich die gewünschten Vorteile in Bezug auf einfachere Ausschreibungen, klarere Definitionen und damit weniger Streitfälle und sichere Kalkulationsgrundlagen ergeben. Doch bei Planung, Ausschreibung und Ausführung von Vortriebsmaßnahmen ist weit mehr zu beachten. Risiken ganz anderer Art können bei „Grabenlosem Rohrvortrieb in kampfmittelverdächtigen Bereichen“ lauern. Nach wie vor gilt, dass Großkampfmittel, insbesondere Bombenblindgänger regelmäßig zu schweren Unfällen bei Bauarbeiten führen, häufig bei Arbeiten des Tiefbaus und des Spezialtiefbaus. Dabei kann es zu Sach- und Personenschäden bis hin zum Verlust des Lebens kommen. Das machte Dr.-Ing. Carina Burkhard, Beratender Ingenieur Dr.-Ing. Kay Winkelmann, in ihrem Vortrag ebenso deutlich, wie die Bedeutung von rechtlichen Grundlagen und Normen. Auf deren Basis muss bereits in der Planungsphase geprüft werden, ob für das Baufeld Kampfmittelverdacht besteht. Ein Thema der ganz anderen Art, , war im Vortrag von Christine Hohenstein-Bartholl von Pricewaterhouse-Coopers Legal zu hören: Die Kabel im Kanal werden wieder ein Thema, da sich hier die gesetzlichen Grundlagen geändert haben. Werden von Städten und Kommunen nicht fristgerecht qualifizierte Widersprüche eingelegt, so haben Netzbetreiber nun die Möglichkeit die unterirdische Infrastruktur mit zu nutzen, um Kosten zu senken.
Qualität, Qualifikation, Grundlagen
Themenblock 2 war der „Qualitätssicherung bei Rohrvortriebsmaßnahmen“ gewidmet. Die Beschäftigung mit einem Fachgebiet wie dem Rohrvortrieb ist mit Blick auf die vielen Bestimmungen und Regeln und die Vielfalt an technischen Möglichkeiten sehr komplex – das wurde wieder deutlich. Entsprechende Anforderungen sind zwar festgelegt, beispielsweise in Arbeitsblättern und DIN-Regelwerken. Aber auch diese unterliegen Änderungen, deren Auswirkungen auf dem Forum vorgestellt und besprochen wurden.
So berichtete Stephan Tolkmitt, Güteschutz Kanalbau, über „Erfassung und Protokollierung von Vortriebsparametern gem. DWA-A 125: Umsetzung in der Praxis“. „Die Vorgaben des Arbeitsblattes, die für das Erfassen und Protokollieren der Vortriebsparameter umzusetzen sind, sind sehr umfangreich und lassen weder für den Auftraggeber, noch für das ausführende Unternehmen Spielräume zu“, erläuterte Tolkmitt – mit Blick auf die meist angespannte Haushaltssituation durchaus ein Hemmnis für manche Kommune. Die Situation habe sich mit der Übernahme der Anforderungen in die DIN 18319 – Stand August 2015 – jedoch geändert: „Insbesondere die unter Punkt 0.3.2 aufgeführten Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung geben dem Auftraggeber, bzw. seinem Planer die Möglichkeit, nach den Erfordernissen des Einzelfalls abweichende Regelungen in der Leistungsbeschreibung anzugeben, wenn z. B. gemäß Abschnitt 3.2, von den Vorgaben zum Erfassen und Protokollieren von Vortriebsparametern abgewichen werden soll. Somit sei eine VOB-konforme Lösung für eine wettbewerbsneutrale und kostensenkende Kalkulation der Vortriebsleistungen gegeben“, so Tolkmitt weiter.
Welche Effizienz ein volumenkontrolliertes Bentonit-Schmiersystem bietet, stellte Steffen Praetorius, Herrenknecht in seinem Referat dar. Nachdem die theoretischen Planungen abgeschlossen waren, stehe das System nun nach mehreren Praxistests und Referenzbaustellen für die Anwender zur Verfügung und kann effektiv eingesetzt werden. Das System erkenne, wieviel Schmierung ein Rohrabschnitt in Abhängigkeit verschiedener Parameter benötigt. Die Zugabe erfolgte über eine automatische Steuerung und Protokollierung und biete somit Vorteile für den Maschinenfahrer und den Bauleiter, aber auch für den Planer und Projektkaufmann.
Planung, Entscheidungsfindung und gefrorener Boden
Der 3. Themenblock behandelte die „Grundlagen für die Vortriebspraxis – Planung, Ausschreibung und Vortriebssysteme“. Das vorgestellte Halfen-System bietet für Infrastrukturkanäle eine Art Baukasten, aus dessen Sortiment ganz individuelle Lösungen für Medienrohre aller Art geschaffen werden können. Thomas Czichy erläuterte die Vorteile des Systems und wie es eingesetzt werden kann. Die Besucher konnten sich auch „live“ an einem Rohrausschnitt in der Ausstellung über die Leistungsfähigkeit informieren. Am Beispiel eines Ersatz-Neubaus eines Versorgungsdükers an der Schleuse in Kiel-Holtenau erläuterte Björn de la Motte,, wie die Entscheidungsfindung, ob begehbar oder nicht erleichtert werden kann und welche Aspekte zu beachten sind. Nachdem die Entscheidung im Beispiel Kiel getroffen wurde, berichtete Lars von zur Gathen, Züblin Spezialtiefbau, über besondere Aspekte bei der Bauausführung des Vortriebes unter ständigem Schleusenbetrieb. Hervorzuheben ist die Darstellung des Einbaus eines Zwischenschachtes mit nachträglichem Anschluss an das Vortriebsrohr unter Zuhilfenahme einer Bodenvereisung.
Chirurgen am Werk
Abschließend wurde im Themenblock 4 „Praxisbericht Rohrvortrieb und Ausblick auf neue Aufgabenfelder“ eine Besonderheit des Rohrvortriebs von Leopold Scheuble erklärt: die Keyhole-Technik als minimal-invasive Systemlösung. Über ein kleines kreisrundes Loch oberhalb der Hauptleitung können so beispielsweise Hausanschlüsse hergestellt werden, ohne dass größere Aufgrabungen erforderlich werden. Die Technik hierzu ist eine Spezialentwicklung der Firma Tracto-Technik, die im weitesten Sinn an eine Sammlung chirurgischer Werkzeuge erinnert. Nach Abschluss der Arbeiten werden diese „Kleinst-Baugruben“ mit dem entnommenen Asphaltkern wieder fachgerecht verschlossen und somit nahezu unsichtbar. Über einen Rohrvortrieb DN 1800 mit sehr geringer Überdeckung berichtete Tim Babendererde von Babendererde Engineers. Er erläuterte die Problematik, des Stützdruckes, der exakt für diese Maßnahme berechnet und überwacht wurde, um Ausbläser zu vermeiden und trotzdem die Mantelreibung effektiv zu reduzieren. Dieses Online-Monitoring stellt hohe Anforderungen an das gesamte Team vor Ort und wurde auf der Baustelle in Berlin mit Erfolg durchgeführt. Michael Daehn von der ausführenden Baufirma Brochier Vortriebstechnik zog in seiner Präsentation ein Resümee aus den Arbeiten: Dabei stellte er die Anforderungen an die Überwachung nach DWA-A 125 bzw. Güteschutz Kanalbau und den tatsächlich geleisteten Tätigkeiten gegenüber. Seine Forderung ist eine projektbezogene Leistungsbeschreibung und Qualitätssicherung, da sonst nicht wirtschaftlich gearbeitet werden könne. Resümee: Die teils sehr emotional geführten Diskussionen gaben der Veranstaltung eine besondere Note und hoben einmal mehr die Wichtigkeit der Themen rund um den Rohrvortrieb hervor. Die Organisatoren Dieter Walter und Markus Maletz planen folgerichtig für März 2017die nächste Veranstaltung. Beim 12. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb soll dann insbesondere das Thema „Homogene Böden 2.0“ für die Fortsetzung der Diskussion zwischen Planern, Ausschreibenden, Rohrvortriebsfirmen und Bodengutachtern Beachtung finden.

Bild: Freuen sich über ungebrochenes Interesse an der Veranstaltung: Dipl.-Ing. Markus Maletz, TÜV Rheinland Industrie Service GmbH (li.), und Dipl.-Ing. Dieter Walter, Güteschutz Kanalbau e.V Foto: Güteschutz Kanalbau

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